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Bericht zum

zweimonatigem IAESTE Praktikum

im Composite Laboratorium der

Iran University of Science and Technology

in der

Islamischen Republik Iran





Noch ein kleiner Extrakommentar, also falls man sich tatsächlich entschliesst bei Iaeste ein Praktikum zu machen, sollte man sich schonmal darauf einstellen jede Menge Berichte zu schreiben, aber so ein Austausch lohnt sich auf jeden Fall und ich kann es nur jedem empfehlen. Und für Leute wie mich die nicht weitin die Zukunft planen ist es ideal grad mal ein halbes Jahr dauert der Bewerbungsprozess, viel Spass wenn Ihr euch dazu entschliesst.

Für das Praktikum im Iran durchlief ich den normalen Bewerbungsweg der IAESTE Organisation.

Der erste Schritt war die formelle Bewerbung Fristgerecht zum 30.11. 2003. Danach geschah lange Zeit wenig, bis ich den obligatorischen Englischsprachtest der ebenfalls von IAESTE/AIESEC speziell für die Studenten, die beabsichtigen ein Praktikum im Ausland zu absolvieren, durchführte. Der nächste Schritt im Bewerbungsprozess war die Auswahl des Praktikumplatzes, das heißt des Landes und der Art der Arbeit, dazu musste eine Prioritätenliste, die mit meinen persönlichen Studieninteressen am besten übereinstimmt, aus der gesamten deutschen Angebotsliste erstellt werden. Auf einer internationalen Tauschkonferenz versuchten die IAESTE-Mitglieder die Plätze auf den Prioritätenlisten der Bewerber zu ertauschen. Leider konnte in meinem Fall kein Platz meiner Prioritätenliste ertauscht werden, was ich bei einem Verteilungstreffen erfuhr. Darum setzte ich meine Hoffnung auf die Plätze der Nachtauschliste, also jene Plätze die im ersten Schritt des Vergabeverfahrens nicht verteilt oder nachgefragt würden. Wiederrum erstellte ich hierfür eine persönliche Prioritätenliste, welche allerdings nicht vonnöten war. Schließlich wählte ich nach zwei Gesichtspunkten, aus den noch vorhandenden Arbeitsangeboten, meinen Praktikumsplatz, der erste Punkt war, die Arbeit sollte mit meinem Studium zusammenhängen, was mit dem Composite-Faserverbund Technologie Angebot erfüllt war und zweitens wollte ich ein Praktikum außerhalb Europas absolvieren, und somit wählte ich das Angebot aus dem Iran.

Nachdem ich das offizielle Bewerbungsblatt für diese Stelle angefordert hatte was ungefähr eine Woche dauerte, konnte ich die Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, bestehend aus englischem Lebenslauf und Anschreiben, Fächerliste und einigen IAESTE spezifischen Papieren. Dies alles musste zum DAAD(deutschen akademischen Auslandsamt) gesandt werden, die es dann an den Arbeitgeber(IAESTE und Universität) im Gastland weiterschickten. Da das Arbeitsangebot von der Nachtauschliste(Restliste) war, war es bereits relativ spät im Bewerbungsprozess, denn der Stichtag für die Einsendung der Unterlagen zum jeweiligen Arbeitgeber war der 31. März 2004.

Nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte, dauerte es weitere zwei Monate bis ich wieder etwas von meiner Bewerbung hörte. Zwischenzeitlich erkundigte ich mich bei der zuständigen Bearbeiterin beim DAAD über den Stand der Bewerbung. Auf Nachfrage erfuhr ich, das es für die Erteilung eines Visums für den Iran notwendig ist über einen Brief einer Organisation eingeladen zu werden. Mittlerweile hatte ich mir ein Flugticket nach Tehran gekauft, den für das Visum notwendigen Einladungsbrief hatte ich jedoch noch nicht erhalten, also sandte ich an IAESTE Iran einige Mails und sie versicherten mir alles läuft bestens der Brief kommt rechtzeitig an. Letztendlich wurde der Brief direkt zur Iranischen Botschaft in Berlin geschickt und mir eine Kopie per Mail. Somit konnte ich eine Woche bevor mein Flug nach Tehran startete mir doch noch mein Visum holen. Wie ich gehört habe ist es zu empfehlen, falls man ein Israelisches Visum in seinem Pass hat, sich einen neuen zu besorgen, umgekehrt sieht es genauso aus.

Schließlich ging es am 29.6.2004 abends ab nach Tehran und die Ankunft um 10:15 Uhr Ortszeit, der Zeitunterschied betrug zwei Stunden und 30 Minuten. Der erster Eindruck war das alles sehr fremdartig ist besonders mit einer fremden Schrift, fremden Zahlen und natürlich einer fremden Sprache, was auf dem Flughafen weniger Probleme bereitete, da dort alles selbsterklärend war und im Zweifelsfall auch in Englisch ausgeschrieben wurde. Aber aus meiner Sicht ist es wirklich zu empfehlen das Alphabet und noch wichtiger die Schreibweise und Aussprache der Zahlen im vorhinein zu lernen, dann dürfte in den ersten Tagen vieles leichter fallen. So war ich froh das mich am Flughafen ein Student von IAESTE abholte und mich in das Gästehaus der Tehran Universität brachte. Die dortige Unterkunft war nur vorübergehend zum eingewöhnen und als Wartezeit bis die Arbeit begann. Ich war am 30.6. angekommen und meine Arbeit sollte am 3.7. beginnen. So das ich 3 Tage im Gästehaus verbrachte. In den 3 Tagen konnte ich mir also die Stadt ein wenig ansehen besonders die nähere Umgebung um die Tehran Universität. Am 3.7. fuhr mich dann mein „Mentor“ also der Student der mich auch vom Flughafen abgeholt hatte zu meiner Arbeitsstelle, der Universität für Wissenschaft und Technik im Nordwesten Tehrans. Dort wurde ich allen Mitarbeitern vorgestellt, dem Professor, der für das Programm verantwortlich ist, meinem Betreuer in der Arbeitstelle und einigen Studenten die zufällig vor Ort waren. Schließlich zeigte man mir alle Örtlichkeiten, die für mich wichtig waren und machte mich mit dem Arbeitsprogramm bekannt was ich über die 2 Monate zu bewältigen hatte.

Als nächstes führte mich mein Betreuer zum Wohnheim wo ich die nächsten zwei Monate leben sollte. Der Standard dort war vergleichbar mit einem deutschen Wohnheim, also ein Zweibettzimmer eingerichtet mit dem nötigsten. Da die Universität gerade Sommerpause hatte, hatte ich das Zimmer für mich allein. Der erste Arbeitstag begann also damit das ich mit meinem Programm startete, welches aus Grundlagen der Berechnung von Faserverbünden, FEM-berechnungen, der Suche nach deutschen Firmen und Anwendungen im Bereich der Faserverbundtechnologie bestand. Der erste Arbeitstag war, für mich erstaunlicherweise, ein Samstag, später klärte sich auf, das im Iran das Wochenende am Donnerstag beginnt und am Sonnabend die Woche wieder startet.

Das erste Wochenende stand vor der Tür und ein Trip nach Kashan wurde vom IAESTE Komitee organisiert und zum ersten mal sollte ich alle anderen ausländischen Studenten kennen lernen, die ebenfalls in und um Tehran arbeiteten. Die anderen Studenten waren aus ganz Europa und einer aus dem Oman und wir verstanden uns ganz gut, jeder außer der Student aus London hatten ein wenig mit dem Englischen zu kämpfen. Kashan ist eine kleinere Stadt circa 250 Kilometer südlich von Tehran, dort sahen wir uns ein paar alte Häuser von Seidenstrassen Händlern an, welche gerade restauriert wurden aber dennoch von der Pracht, die vor 200 Jahren dort geherrscht haben muss Ausdruck gaben. Nach dem Essen sahen wir uns ein antikes öffentliches Bad an, in dem auch Iranische Politik betrieben wurde, dort wurde ein Premierminister auf Anweisung des Schahs ermordet, weil er bei diesem in Ungnade gefallen war. Schließlich fuhren wir noch zu einem Feuertempel, der Zorrastrischen Religion, welche die Staatsreligion Persiens vor dem Islam war.

Am Freitag sahen wir uns zusammen ein wenig Tehran an, wir gingen in einen Park im Norden von Tehran wie es auch bei den Iranern üblich ist.

So brach die zweite Arbeitswoche an, in der ich die Universität immer besser kennenlernen konnte ich sah mir alle Gebäude und Institute an, nach der Arbeit spielten wir ab und zu Fussball und abends kochten wir im Wohnheim Abendessen. Ich war also bestens integriert in das Studentenleben, dies lag auch daran das die Iraner sehr interessiert am Leben in Europa und Amerika sind.

Am Wochenende veranstaltete die Universität von Tehran und IAESTE ein offizielles Abendessen zu dem alle Organisatoren, Austauschstudenten und Helfenden eingeladen wurden, zu diesem Anlass wurden wir alle vorgestellt und jeder von uns sollte eine kleine Rede über unsere bisherigen Erfahrungen im Iran halten. Unter der Woche war wieder Arbeit wie gewöhnlich angesagt.

Am nächsten Wochenende stand wieder eine Reise an, diesmal ging es mit einigen Studenten der Tehran Universität und uns IAESTE Studenten nach Hamadan, einer Stadt im Osten von Tehran. Dies war eine zweitägige Reise, so daß wir eine Nacht in einem dortigen Wohnheim übernachteten, was schon ein anderer Standard war als in Tehran, allein die Zimmerbelegung mit 12 Studenten war gewöhnungsbedürftig ebenso die nicht funktionierende Klimaanlage, bei einer Temperatur von über 30 Grad in der Nacht. Was wir in Hamadan sahen entschädigte aber vollauf für die kleinen Unannehmlichkeiten. Wir sahen die Ali Sadr Höhle, von der über 40 Kilometer erforscht sind und die Ausläufer bis nach Russland haben soll. Sie begeisterte uns mit unglaublicher Farbenpracht des Felsgesteins und einer netten Bootsfahrt unter Tage. In Hamadan selbst sahen wir uns das Mausoleum von Abu Sina einem berühmten Arzt und Philosophen der arabischen Welt, auf den sich auch europäische Ärzte beriefen. Schließlich kletterten wir noch auf einen Berg und genossen die Aussicht auf die Stadt.

Am Sonnabend startete ich wieder in die Arbeitswoche, die Arbeit war nun soweit fortgeschritten, daß ich auch praktische Arbeit an einigen Modellen in Faser­ver­bund­bau­weise durchführen durfte. Die zu erledigenden Arbeiten waren Vorbereiten der Oberflächen, Laminieren, Entgraten und Schleifen sowie Verbinden der Einzelteile zum fertigen Bauteil.

Am Wochenende stand eine Reise nach Rascht an. Rascht ist eine Stadt in der Nähe des Kaspischen Meeres. Wir wohnten in einem Bungalow direkt am Strand vom kaspischen Meer. Das war also mehr eine Erholungsreise zum Baden und Entspannen. Aber wir erkundeten auch die nähere Umgebung, so machten wir einen Abstecher nach Lahijan. Da dort eine Urlaubsgegend ist, werden auch die Regeln, in Bezug auf die Kleidung ein wenig lockerer ausgelegt So gab es auch das erste Mal eine Party mit Alkohol, der natürlich verboten ist, daher war das noch viel lustiger als normal. Am Freitag fuhren wir nach Mahsoleh ein UNO Weltkulturerbe, sehr alt und auf eine besondere Art in ein Tal gebaut, das Dach des einen Hauses ist der Boden des nächsten so geht es treppenartig den Hang hinauf.

Der Norden des Iran im Gebiet um das Kaspische Meer hat ein sehr eigenes Wetter es ist angenehm temperiert, um die 25 Grad aber eine nahezu hundertprozentige Luftfeuchte, also nichts für Wetterfühlige, ein Beispiel - als wir in Lahijan von einem Berg herunterstiegen waren wir alle schweißgebadet.

In den jetzt folgenden Arbeitswochen beschäftigte ich mich mit einem Überblick über das Finite Element Verfahren, um später mit der Software ANSYS einige Probleme zu lösen.

An diesem Wochenende stand die Reise nach Esfahan und Shiraz an, die beste überhaupt, sie sollte über fünf Tage dauern also bis Sonntag der nächsten Woche. Alle Austauschstudenten waren zusammen und einige der coolsten Freunde aus dem Iran, so daß einer großartigen Reise nichts mehr im Wege stand. Wir starteten am Mittwoch früh ab dem Busbahnhof Tehran mit der Richtung Esfahan. Die Fahrt führte über Qom, eine der religiösen Zentren der islamischen Welt. Schließlich ereichten wir Esfahan um 14:00 Uhr. Unser Führer zeigte uns die wunderschöne Stadtmitte mit dem zentralen Platz, der gleichzeitig den Bazaar und das Stadtzentrum der ehemaligen Hauptstadt Persiens bildet. Dort besichtigten wir die Emam Moschee eine der schönsten in der islamischen Welt und den Ali Qapu Palast, der den Königen Persien als Residenz diente und dementsprechend prächtig ausgestattet ist.

Ebenso gehören die Brücken über den Zayandeh Fluss zu den Höhepunkten einer Besichtigung Esfahans, besonders hervorzuheben sind die Kahju und die Si o Se(33) Brücken, welche so heißt da sie aus 33 Bögen besteht. Am zweiten Tag sahen wir uns noch eine andere antike Moschee an und nutzten die Gelegenheit den berühmten Bazaar für Souvenirs zu durchstöbern. Am Nachmittag starteten wir Richtung Shiraz früher ein Zentrum der Weinerzeugung, aber mittlerweile ist der Genuss von alkoholischen Getränke verboten. Wir sahen uns die Mausoleen von Hafez und Saadi an, die als berühmte Dichter und Philosophen sehr wichtig für alle Iraner sind, weil sie nach der arabischen Eroberung dazu betrugen die Persische Kultur und Identität zu erhalten. Weiterhin besuchten wir Persepolis eine antike Sommerresidenz der persischen Könige, anhand der Ruinen man ermessen kann wie groß und mächtig dass Persische Weltreich einmal war.

In den restlichen Wochen machten wir noch einige kleinere Reisen ins Gebirge rund um Tehran.

Alles in allem kann ich nur sagen das es eine großartige Erfahrung war, den Iran und die Iraner kennen zu lernen, weil es keineswegs so ist das es eine homogene religiöse Gesellschaft ist, sondern speziell die Jugendlichen ebenso auf Party und Spaß aus wie hier, natürlich muss das alles im geheimen ablaufen, weil es offiziell verboten ist, dennoch findet es statt und auf solchen Partys fließt dann auch der Alkohol in Strömen es wird ausgelassen getanzt und sich des Lebens gefreut. Natürlich muss man vorsichtig sein und so kommt immer eine Stimmung aus Kontrolle und Lebensfreude auf, die für uns Europäer schon sehr seltsam ist. Besonders liegt das auch daran, daß die Iraner selbst gar nicht merken wann sie sich plötzlich anders Verhalten als sonst, nur weil sie an einem öffentlichen Platz sind oder einer Person begegnen der sie nicht vertrauen, so daß sie ihr offizielles Verhalten herauskehren oder glauben herauskehren zu müssen. Nach ein paar Erlebnissen dieser Art versteht man dann wie die Dinge liegen, dennoch ist es immer etwas besonderes. Daher muss ich auch sagen ist ein Praktikum im Iran schon eine Herausforderung, sich auf eine andere Kultur und auch eine andere Gesellschaft(sordnung) einzulassen. Weiterhin denke ich das es für mich als Mann einfacher war, weil ich nicht einer strengen Kleiderordnung unterworfen war, wie beispielsweise es für alle Frauen Pflicht ist. Trotz aller Restriktionen die es im Iran gibt ist es im Vergleich zu anderen islamischen Ländern eher frei zu nennen, und es ist nicht schwer Freunde zu finden, da die Iraner sehr aufgeschlossen gegenüber der westlichen Kultur und besonders auch uns Deutschen gegenüber sind.

Zusammengefasst kann ich sagen das es mir nicht schwer gefallen ist mich an dass Leben im Iran zu gewöhnen, weil trotz aller Unterschiede in den Gesellschaften die Menschen die selben Wünsche und Erwartungen vom Leben haben.


Noch ein paar kleine Tips: Es ist sehr zu empfehlen ausreichend Taler mitzunehmen, das Leben im Iran ist zwar ausgesprochen billig und bei der Arbeit verdient man auch ausreichend, aber die organisierten Reisen erfordernd immer einen Unkostenbeitrag, in dem ist dann auch alles enthalten. Es ist wirklich wichtig vorher ein wenig die Sprache(Farsi) und die Schrift zu lernen, um sich besonders wenn man allein untergebracht ist zurecht zu finden. Die beste Zeit um den Iran speziell Tehran zu bereisen ist das Frühjahr oder der Herbst, der Sommer ist schon sehr heiß und anstrengend, dennoch kann man kurze Hosen getrost zu Hause lassen, weil man schon der einzige wäre, der welche tragen würde.



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